Pรคdagogische Chancen in der Krise
Am 15. Dezember 2020 fand – angesichts der positiven Resonanz auf das erste online-Treffen im November – das 2. Treffen #waldorflernt zu “zeitgemaฬรen Formen des Lehrens und Lernens, analog, hybrid, digital” statt. In einer gut gefuฬhrten Zoom – Videokonferenz wurde im Format einer โSprechstundeโ hilfreiche Information zu digital vermitteltem Unterricht gegeben und zu kollegialem Austausch eingeladen. Es ging darum, sich uฬber die Herausforderungen der derzeitigen Lern- und Arbeitssituationen in den Schulen auszutauschen, Anregungen zu geben und gleichzeitig praktische Erfahrungen mit diversen Formaten sowie digitalen Werkzeugen zu sammeln.
Im Vordergrund stand und steht โ bei allen Lehrenden โ dabei immer die (komplexe) Frage, wie wir trotz herausfordernder Umstaฬnde waldorfpaฬdagogische Ideen und Grundsaฬtze verwirklichen, die Beduฬrfnisse der Kinder und Jugendlichen angemessen beruฬcksichtigen und unseren Schuฬler:innen durch kreativen Unterricht nachhaltiges Lernen ermoฬglichen koฬnnen.
Zentrale Fragestellungen
Zu Beginn dieses zweiten Treffens wurden Fragen aufgegriffen, die uns in diesem eigenen Lernprozess als Lehrer:innen immer begleiten:
Was passiert in diesen (Corona)Zeiten mit unseren Prinzipien
- des Lernens “รผber die Nacht”
- der Beteiligung von Denken, Fรผhlen, Wollen
- des rhythmischen Unterrichtens und Lernens.
Wie kann es gelingen, neben der Sorge um die Qualifizierung der Kinder und Jugendlichen auch genรผgend Raum fรผr die Sozialisierung und die persoฬnliche Entwicklung jedes einzelnen Schuฬlers, jeder Schuฬlerin zu schaffen?
Wie finde ich im Fernunterricht heraus, was wirklich bei meinen Schuฬler:innen angekommen ist? Welche Instrumente/Moฬglichkeiten stehen uns in einem Fach, in einer Altersgruppe zur Verfuฬgung?
Wie koฬnnen wir uns als Kolleg:innen unterstuฬtzen?
Kollegiale Zusammenarbeit im digitalen Raum
Die Vorstellungsrunde fand im Ankommen uฬber eine kurze Information im Chat statt: Wo komme ich her? Welche Unterrichtsaufgabe habe ich, welche Fragen entstehen dadurch?
Die meisten konnten mit Bild und Ton an der Videokonferenz teilnehmen, wobei manche die Selbstansicht schlossen um davon weniger abgelenkt zu sein.
In kleineren Gruppen haben wir bearbeitet, was im Fernunterricht gut funktioniert hat, und was wir als Herausforderungen sehen. EInige unserer Ergebnisse sammelten wir an einem fuฬr alle zugaฬnglichen Jamboard (einem digitalen Whiteboard):
https://jamboard.google.com/d/1PD1wgW1x14AB7evGTyCfXHhCyDQ3YIIQVqyx6rYXdCY/viewer ?f=0),
Unsere positiven Erfahrungen trugen wir in einer Mentimeter-Wordcloud (graphische Praฬsentation von Echtzeit-Feedback https://www.mentimeter.com/ ) zusammen. Die Frage war:
Was hat mir in dieser Zeit des Fernunterrichtens geholfen?
Gefรผhle spielen eine wichtige Rolle beim Lernen
Als essentiell wurden die emotionalen Bindungen betont: Aufschluฬsse/Unterrichtseinstiege uฬber emotionale Erfahrungen wie beim Miterleben von Experimenten sowie gemeinschaftlich geteilte Lernerlebnisse wie beim gemeinsamen kreativen Schreiben seien hier als Beispiele herausgegriffen. Hierfuฬr eignen sich virtuelle Werkzeuge wie zum Beispiel das ZUMpad (https://zumpad.zum.de/) – eine fรผr Schule geeignete Software fรผr digitale Zusammenarbeit an einem Dokument.
Eine Stunde soziales Miteinander z. B. ein Spiel, das online-Live geteilt wird, trage uฬber eine Woche Lernarbeit (Aufgabenblaฬtter, Aufgabenpakete) weiter. Manche Kolleg:innen haben positive Erfahrungen mit Lernpartnerschaften pro Klasse (2-4 Schuฬler:innen untereinander) gemacht. Um die verstaฬrkt noฬtige Kommunikation in Lockdown-Zeiten zu allen Schuฬler:innen einer Klasse aufrecht zu erhalten, haben Klassenkollegien sich am Ende einer Woche untereinander kurz abgestimmt, und einzelne haben die Zustaฬndigkeit fuฬr ca. 5 Schuฬler:innen uฬbernommen und hier die Kommunikation per Telefon taฬglich ermoฬglicht.
Natuฬrlich ist diese Darstellung hier verkuฬrzt, arbeitet mit Beispielen aus meiner Wahrnehmung und kann nicht gezielt auf die Wortmeldungen zu Mittel/Unterstufe und Oberstufe eingehen โ einen Einblick konnte ich vielleicht geben. Und Interesse wecken? Fuฬr die neuen Dimensionen des Lehrens und Lernens in Zeiten des E-Learnings? Fuฬr den Beginn einer neuen kollegialen Zusammenarbeit in Fachbereichen, auch faฬcheruฬbergreifend โ immer ausgerichtet am altersgemaฬรen individuellen Lernen und der jeweils tagesaktuellen Frage: Was geht heute im Unterricht?
Es braucht Mut sich zu vernetzen und in einem digitalen Forum, z. B. bei www.e-learningwaldorf.de Fragen zu stellen. Die virtuelle Sprechstunde ist ein sehr gutes Angebot: #waldorflernt. Moderiert haben Ulrike Sievers, Heidi Pussel und Christian Boettger im Rahmen eines Kooperationsprojektes der Paฬdagogischen Forschungsstelle und der (ebenfalls zu empfehlenden) Lernplattfom Elewa.
Rรผckblick von Frau Inga Danielle Feger, Waldorfschule Wahlwies
Wir bedanken uns herzlich fรผr diesen Beitrag: Heidi Pussel und Ulrike Sievers fรผr #waldorflernt