Zitat: “Es ist streng genommen eine Vermischung von leiblichen Merkmalen, kognitiver Entwicklung und sozialem Verhalten”
“Dies alles kann somit nur ein grober Anhaltspunkt sein? Oder?”
Ja, diesem Argument kann ich nur beipflichten. Ein Lehrplan kann nur eine Richtung sein in die wir als angehende Lehrkräfte gehen können oder sollen. Wenn man zum Beispiel in eine sechste oder siebte Klasse schaut, werden die individuellen Entwicklungsstadien jedes Kindes extrem sichtbar. Nun bildet aber eine Klassengemeinschaft ein “Ganzes”, wo ich jedem Kind gerecht werden muss. Daher liegt es in der Verantwortung den “Mittelweg” zu finden, so dass ich alle Kinder mitnehmen kann.
Idealweise habe oder konnte ich das Gelernte aus der Diagnostik in den vergangenen Jahren umgesetzen und habe entsprechend dem jeweiligen Kind meine Vorgehensweise individuell angepasst.
Hier kommt der Lehrkraft als Führungskraft eine entscheidende Rolle zu. Auch wenn das Wort “Führungskraft” erst mal sehr hart klingen mag, ist der Lehrer genau das.
Den die Kinder wollen und müssen an Ihr Leben „(heran)geführt“ werden. Die Aufgabe als Lehrer*in besteht doch eigentlich darin die Kinder auf ihr Leben vorzubereiten. Der Selbsterziehungsbegriff von Rudolf Steiner greift an diesem Punkt doch sehr gut. Denn gerade durch die Übertragung von Verantwortung, Förderung der Selbständigkeit und dem setzen von Grenzen schafft der Pädagoge ein gesundes Lehrumfeld, dass die Kinder während der Schulzeit und auch im späteren Berufsleben zur Selbstverwirklichung und Freiheit befähigt.
Hier bietet für mich der situative Führungsstil, hier möchte ich eigentlich Lehrstil sagen,den ersten guten Ansatz auf dem Weg zu einer Lehrerpersönlichkeit. Dieser Führungsstiel berücksichtigt die Altersstufe, die kindliche Entwicklungsstufe, den Reifegrad, die individuellen Fähigkeiten und die intrinsische Motivation des Kindes und eröffnet mir als Lehrkraft individuelle Reaktionsmöglichkeiten auf das jeweilige Kind.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass eine Führungskraft oder ein Lehrer klare Strukturen, Vorgehensweisen oder Anweisungen vorgegeben sollte. Dies gibt den SuS Sicherheit und legt somit den ersten Grundstein für Vertrauen und schafft damit eine Basis für erfolgreiches Lernen. Denn die Lehrkraft muss für die SuS in seinem Verhalten oder seiner Arbeitsweise und Konsequenzen berechenbar sein. Ständig wechselnde Gegebenheiten trägt zur Verunsicherung der Kinder bei und beeinflusst das Lernverhalten.
Das Thema Diagnostik ist ein so umfassendes Feld, das es zu Beginn schwierig ist alles Wichtige und Wesentliche zu erfassen. Mit Sicherheit kann ich aber sagen, dass sie den Grundstein für das gesamte gegenwärtige und zukünftige pädagogische Handeln legt. Der “situative Lehrstil” scheint mir hier erst mal die richtige Wahl.
Lieber Herr Jakob, ich gebe Ihnen Recht, es ist ein Thema, an dem wir uns als Lehrkräfte entwickeln müssen und werden. Es geht um Beziehung. Es ist wirklich wunderbar, wie intensiv Sie sich mit der Thematik beschääftigen. Danke
Jedes Modell mit bestimmten Einstufungen verleitet natürlich dazu, daraus abgeleitet schnelle Antworten/Lösungen parat zu haben. Das ist sicher auch bei der Einteilung in Stufen gemäß menschenkundlicher Entwicklungsmerkmale so. Wie einfach wäre das: in der 3. Klasse sind alle im Rubicon, verhalten sich entsprechend und der Lehrer schlägt im Kochbuch der Pädagogik das geeignete Rezept nach. Ich sehe die menschenkundlichen Entwicklungsmerkmale ebenfalls nur als ganz grobe Annäherung. Es fängt damit an, dass die Kinder mit unterschiedlichem Alter eingeschult werden. Jedes Kind entwickelt sich individuell. Wie bei “learning without limits” gesehen, finden bestimmte Entwicklungsschritte zu ganz individuellen Zeitpunkten statt. Da entsteht eine unglaubliche Bandbreite. Da bleibt keine andere Wahl, als jedes Kind aufmerksam zu beobachten, also Diagnose zu betreiben. Die spannende Frage lautet m.E.: wie mache ich das in Klassen mit 35 Kindern? Hier könnte Team-Teaching helfen (einer agiert, der andere beobachtet) oder man verkleinert die Klassen, im Idealfall beides ;o)
Ein guter Lehrer ist wie ein Wegweiser. Er begleitet den Schüler und zeigt ihm den richtigen Weg. Er ist transparent und sein Zusammensein mit Schüler motiviert sie, weiter zu gehen als er gekommen ist. „Wahrlich, es ist nicht das Wissen, sondern das Lernen, es ist nicht das Besitzen, sondern das Erwerben, es ist nicht das Dasein, sondern das Hinkommen, was den großen Genuss gewährt.“
„Das Kind ist der Lehrplan, jedes Kind hat eine individuelle Botschaft.“
>
Jedes Kind trägt leibliche, seelische, kognitive und soziale Qualitäten in sich, es entwickelt sich auf seine Weise, nach seinen persönlichen Maßstäben – so könnte man die Aussage in Kurzform deuten. Es bedarf dafür engagierte, längerfristige Bindekräfte, „Partnerschaften“, die das Lernen gegenseitig als individuelle Entwicklungsprozesse begreifen, begleiten, unterstützen und fördern.
Entgegen dem “eindimensional” ausgelegten UK-Begabungsbegriff umfasst LWL mehr die „ganzheitlichen“ Lernkapazitäten, die sich folglich von den Bildekräften zwischen Lehrkräften und Kindern erlernend wie erweiternd „entwickeln” können.
Dies bedingt und inkludiert – wie aus der Prämisse „Learning without limits“ offenbar wird: „Lernen und Lehren sind voneinander abhängig.“ Wichtige Parameter hierbei sind das individuelle, vertrauensvolle Beziehungsverhältnis (Trustprinzip), wie auch das Co-Agency-Prinzip für alle Beteiligten (Everybody-Prinzip).
Bezugnehmend auf Frau Peter/ Frau Reinhold (Film 2.4) wird aus der Praxis offensichtlich:.
„Entwicklung“ ist vor allem faktisch abhängig von Empathie, Neugierde, Beobachtungsgabe,
dem aktiven/ reaktiven Einlassen auf sein Gegenüber, Geduld und Vertrauen in die Zeit und in den individuellen Menschen. Es sei zudem eine Frage der intrinsischen Motivation, aus der die Erkenntnis erwächst: „Du lernst so oder so.“ – so ihre Erfahrung und Erkenntnis.
Gleichfalls fußt diese auf „individuelle Angebote“ seitens der Lehrkräfte, so wie es auch Frau Strub im Interview (2.3) – und mittels Beispielen (2.2 bzw. 2.5) – praktisch herausstellte.
Hierbei kann man auch argumentativ unterstützend an Remo Largo verweisen: Die Breite und Varianz innerhalb einer Klassenstufe kann derart variabel sein, dass sich „normierte“ Lehrpläne nur bedingt für individualisierte Lernkonzepte eignen. Möchte man jedem Schüler, jeder Schülerin gerecht werden, bietet die „Menschenkunde“ verständige, umfassende Einblicke, sofern man diese als ganzheitliche, prozessuale Diagnostik versteht und einsetzt.
Lehrpläne können „nur“ pädagogischen Rahmen setzen. Dies sollte auch für die Interdependenzen zwischen „Entwicklungsmerkmal“ und „Kompetenzen“ gesehen werden.
In einem ausführlichen Gespräch* – nach einer Haupterkenntnis aus seiner jahrzehntelangen Arbeit gefragt – antwortet Remo Largo: „Es gibt natürlich einige Einsichten, …aber was mich schon sehr nachdenklich, demütig gestimmt hat, ist, dass die Kinder sich selber entwickeln wollen, … wir ständig daran sind, sie daran zu hindern, das ist für mich das größte Problem … Wir machen Planwirtschaft, wir haben eine Vorstellung, wie unser Kind einmal sein soll … und vor allem Schule, Gesellschaft, Wirtschaft normiert auf eine Art und Weise, die dem einzelnen Kind nicht gerecht wird … Es ist ein Wunder, wie sich die entwickeln … immer die Erfahrungen suchen, die sie brauchen … Das Kind braucht die Erfahrungen, die seinem aktuellem Entwicklungsstand entspricht …Wir vertrauen den Kindern nicht … Wir glauben viel zu wenig daran, dass sich die Kinder in all ihren Phasen entwickeln wollen, dass sie lernen wollen …“.
Hier wird ausdrücklich offenbar, dass die kindliche, aber auch pädagogische Entwicklung, eine sehr individueller Prozeß ist, der bestenfalls begleitend geführt werden sollte – als eine Kooperation, Partnerschaft, Beziehung – und wie in jeder guten Beziehung bildet Vertrauen das entwickelnde Fundament für die lernende Selbstentfaltung – so auch wie Mrs Peacock betonte: „Trust is fundamental.“
Im Moment beschäftigt mich sehr die Frage, wie man das alles als Leher*in schaffen kann: fachlich guten Unterricht zu geben und diesen auf die möglicherweise (sogar sehr wahrscheinlich) sehr unterschiedlichen, individuellen Lern- und Förderbedürfnisse der Schüler*innen abzustimmen. Das Bedürfnis, allen gerecht werden zu wollen, birgt in der Praxis doch auch die Gefahr, letztlich vielleicht Keinem so wirklich gerecht zu werden – auch nicht mir selbst.
Ich möchte jetzt keinesfalls falsch verstanden werden: tatsächlich erachte ich die Förderung der Individualität und der eigenen Entwicklungswege der Heranwachsenden als essentiellen Erziehungsauftrag. Es ist auch mein Ziel, die Kinder später einmal so begleiten zu können, dass sie ihre eigenen Lebenswege finden und vertrauensvoll gehen können. Was ich aber sagen möchte ist, dass ich (gerade jetzt von zu Hause aus und mit erst wenig Unterrichtserfahrung) darüber grübele, wie das denn konkret im Schulalltag aussieht.
Oft ist es ja so, dass es in der Praxis erst anschaulich wird und solche Fragen ihre verkopfte Komplexität verlieren. Aber genau diese Anschaulichkeit fehlt mir noch, um die Inhalte, die wir uns hier gerade in der Theorie durch viele Texte erarbeiten auch wirklich begreifen zu können.
Nachdem ich mich mit den Texten und Videos beschäftigt habe, habe ich mir wie – Andreas Dupont auch – die Frage gestellt, wie es gelingen kann, dass “das Kind stets der Lehrplan ist”. Vor allem wenn ich eine sehr große und sehr heterogene Klassengemeinschaft mit unterrichten muss. Interessant habe ich dabei das Konzept der “Extrastunde” gefunden. Aber natürlich auch das Team-Teaching, was Andreas auch meinte. Was zurzeit zu wenig erfahrbar wird ist, dass man in diesen Situationen ja nicht alleine ist – das hoffe ich zumindest. Kollegen, Eltern und externe Fachleute sollten gerade bei den diagnostischen Verfahren mit einbezogen werden.
Bei der Zweitklass-Untersuchung fand ich sehr interessant zu erfahren, dass sie ja spezifisch für die Waldorfpädagogik ist. Wird so etwas an Regelschulen gar nicht durchgeführt? Für mich klingt es sehr einleuchtend, die Entwicklung der Kinder während der ersten Schulzeit noch einmal genauer zu betrachten, um bereits frühzeitig erkennen zu können, welche Förderbedarfe vorhanden sind und daran seinen Unterricht zu orientieren. Schwierig stelle ich es mir aber wie gesagt vor allem dann vor, wenn die Schüler*innen extrem unterschiedliche Lernbedingungen benötigen. Vielleicht können Sie da noch ein bisschen aus der Ihrer Unterrichtserfahrung berichten? Ich wäre über einen weiteren Austausch in einem Zoom-Meeting sehr dankbar.
Erstmal Danke an Philip für das YouTube Video, sehr interessant!
Mich treiben die gleichen Fragen um wie Verena und Andreas: Wie kann ich einer solchen heterogenen Gruppe gerecht werden?
Ich denke aber es existiert kein Patentrezept für uns Alle, da wir ja alle Individuen sind, die in einer gleichen Situation vermutlich unterschiedlich handeln würden. Ich denke wir können letztendlich nur versuchen aufmerksam zu sein, Empathie zeigen und versuchen jedem Kind gerecht zu werden. Ich denke es bedarf grundsätzlich neuer Unterrichtskonzepte, so wie Team-Teaching oder Lerngemeinschaften, um möglichst vielen Mitgliedern einer größeren heterogenen Lerngruppe die Entfaltung ihres Potenzials zu ermöglichen. Auch Learning without Limits stellt für mich ein gutes Instrument dar, um möglichst vielen Kindern und ihrem Potenzial gerecht zu werden.
Für mich sind die menschenkundlichen Entwicklungsmerkmale, wie für Andreas, auch eher grobe Orientierungspunkte. Sie können eine Orientierung bieten, aber wenn ein Kind nicht ins Schema passt, heißt dass noch lange nicht, dass mit ihm oder ihr etwas nicht stimmt und das Kind nicht normal ist.
Leider habe ich in meinem Praktikum erleben müssen, wie die Klassenlehrerin und auch einige andere Lehrer diese Merkmale eher als starres Konzept begriffen haben und das an einer Schule mit inklusivem Schwerpunkt. Die Klassengröße betrug nur 9 Schüler*innen (plus Klassenhelferin und Schulbegleiterin für eines der drei Kinder). Allerdings betrachtete sie gerade die drei Schüler*innen, mit den schwerwiegendsten, geistigen Entwicklungsstörungen als größten Störfaktor. Am liebsten wäre es ihr gewesen diese Kinder würden in den heilpädagogischen Zweig des Schulzentrums wechseln (das ließ sie in Gesprächen mit mir durchsickern)
Diese Tatsache finde ich jetzt noch erschreckender, seit ich mich durch diesen Online-Kurs näher mit Inklusion und Förderung beschäftig habe. Aber für sie ist bzw. war das Konzept der Inklusion nicht im (Schul)Alltag durchsetzbar und purer Idealismus (ihr Wortlaut).
Ich denke da anders, Inklusion ist vielleicht manchmal schwierig in der Praxis umzusetzen, aber am Ende doch ein lohnenswerter Schritt.
Oh Gott, wie schade! Und wie sehr kann ich bestätigen, dass es ein anstrengender Weg ist. Und dennoch, “Jede Reise beginnt mit einem Schritt”. Und in dem wir uns zusammentun, können wir uns auch gegenseitig beraten. Wenn Sie mir versprechen, den Versuch zu starten, dann verspreche ich Ihnen, immer ansprechbar zu sein! UB
In Betracht der Longitudinalstudie, sind die Anhaltspunkte der Waldorferziehung für die Entwicklung der Schüler*innen geeignet.
Dabei kann man durchaus mit neuen pädagogischen Formen “back to the roots” gehen. Die Kunst und Herausforderung hierbei, ist jedem Kind gerecht zu werden.
Erziehung wird in der anthroposophischen Pädagogik als „Lernen und Reifen“ verstanden. Daher ist Erziehung immer auf einen Prozess der Wandlung der Vergangenheit in die Zukunft ausgerichtet. Im Vordergrund steht der Mensch in seiner Individualität. Der Unterricht hat die Aufgabe dies zu unterstützen. „Das Ziel anthroposophischer Erziehung ist es, Harmonie zwischen dem Intellekt des Menschen und seinem Gefühl zu schaffen.“ (Angress, 1994) Rudolf Steiner plädierte immer wieder für Echtheit im Unterricht. Unterricht ist ein sozialer Vorgang. Er enthält allgemein Gültiges für alle. Die Kulturtechniken sollen neben anderem vermittelt werden. (Lindenberg, Christoph,1993) Sie sind Teil auf dem Weg zur Welterfahrung.
Die Welt selbst erfahren lassen, ist einer der Hauptgedanken in der Waldorfschule. Unterrichtsgegenstände sind für Steiner Mittel um „die Seelen-und Körperkräfte des Menschen in der rechten Weise zur Entwickelung zu bringen“. Es geht ihm nicht um die Überlieferung des Wissensstoffes an sich, sondern um die Handhabung des Wissensstoffes zur Entwicklung menschlicher Fähigkeiten.“
Andress, 1994, Einblick in die Waldorfschule, Stuttgart, Freies Geistesleben
Lindenberg, 1993, Individuelles Lernen, S. Leber. Hrsg. Waldorfschule Heute, Einführung in die Lebensformen einer Pädagogik, Stuttgart, Freies Geistesleben
Die Menschenkunde oder wie oben genannt Entwicklungsmerkmale sind keine physikalischen Gesetze. Wie ein gut bestückter Baukasten ist es hiflreich viele Modelle zu kennen. Zur Orientierung wie auch zur Methodenauswahl. Die Kunst ist es nicht starr daran zu kleben, sondern sich reichlich aus dem Baukasten zu bedienen. Zu glauben nur, weil ein neues Schuljahr beginnt alle Kinder sich dementsprechend Verhalten wird der unterschiedlichen Entwicklung der Kinder nicht gerecht.
Zu den wichtigsten Aufgaben der Waldorfpädagogik zählt in unseren Augen die freie Identitätsfindung und die Hilfe dabei. Auch die Ermutigung zur Selbstbildung erachten wir als äußerst wichtig. Man sollte nicht bei den Schwächen von Kindern ansetzen, sondern bei ihren Stärken.
Jedoch sehen wir, genauso wie die meisten anderen hier, es als große Herausforderung an bei einer Klassengröße von circa. 25-40 Kindern jedem einzelnen gerecht zu werden und dabei den Unterricht passend vorzubereiten. Uns beiden ist im gemeinsamen Gespräch aufgefallen, dass wir dazu neigen sehr selbstkritisch zu sein. Dies ist auch für uns ein Entwicklungsschritt den wir noch vor uns haben. So wie wir in Zukunft auch an die Kinder glauben und sie auf ihrem Weg unterstützen werden, müssen wir auch an uns selbst glauben.
Wie hier auch schon oft geschrieben wurde, gibt es nicht das wahre und einzige Patentrezept. Es ist ein stetiger Lernprozess. . Das weit verbreitete Vorurteil: „Lehrer haben vormittags Recht und nachmittags frei“, ist daher eine reine Illusion. Natürlich hat die Waldorfpädaogigk viele Ansätze die hilfreich sind, jedoch muss jeder für sich selbst und für seine zukünftigen Schüler seinen eigenen richtigen Weg finden.
Den Punkt “Team-Teaching” den Herr Dupont angesprochen hat, erachten wir als gute Idee. Dadurch kann erreicht werden, dass man selbst aus seiner eigenen Komfortzone heraus kommt und seinen Blick durch andere Meinungen und Methoden erweitert. Damit meinen wir nicht, dass es ratsam wäre, jede Woche einen anderen Kollegen oder Kollegin mit im Klassenzimmer dabei zu haben, da dies für die Kinder zu Verwirrungen führen könnte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, wir hören nie auf zu lernen und uns zu entwickeln.
Auch ich sehe es als unglaublich große Herausforderung an, dieser Aufgabe gerecht zu werden auch wenn es für mich natürlich erstrebenswert und das Ziel ist bzw das was ich gerne schaffen will.
Ich denke es ist wie mit allem. Ein Lern und Entwicklungsprozess für uns als Lehrer*innen. Wir werden es mit der Zeit immer mehr schaffen unseren Unterricht so zu gestalten, dass er sich wirklich an den Schülern und Schülerinnen orientiert und jede einzelne bzw jeden einzelnen da einsammelt und mit nimmt wo er oder sie steht.
Natürlich kann ein Lehrplan nur eine ganz grobe Richtung und ein Anhaltspunkt sein.
Ich teile die gleiche Meinung mit der Pia. Sie hat mir wirklich aus der Seele gesprochen. Unser Unterricht soll sich an die Kinder und auch an die kindliche Entwicklung richten. Wenn dies nicht der Fall ist, dann entspricht unser Unterricht bzw. unsere Unterrichtsmethode der Waldorfpädagogik nicht.
Eine sehr gute Übersicht, die bei mir, verglichen mit praktischen Erfahrungen im pädagogischen Bereich immer wieder die Frage auslöst, ob diese Entwicklungsschritte heutzutage wirklich noch auf diese Klassenstufen bzw. Altersgruppen angewandt werden können. Immer wieder habe ich den Eindruck, dass es vielleicht an der Zeit wäre teils neue Begriffe zu finden oder die Inhalte der jeweiligen Entwicklungsschritte neu zu umschreiben, da die Kinder ja mittlerweile oft ganz anders aufwachsen und dementsprechend Schritte wie z.B. die Vorpubertät/ 2. Rubikon sich nach vorne verlagern, wohingegen bei derSinnesentwicklung oft ein großer Bedarf des Nachreifens besteht (hier bereits in Klasse 1-3 erläutert).
Steiners Forderung die Aufgaben unserer Zeit stets neu zu denken, wird an manchen Schulen vernachlässigt oder scheint in Vergessenheit geraten zu sein. Ferner müsste sich meinem Empfinden nach diesen Themen in der Erwachsenenbildung angenommen und betrachtet werden, wie mit “verpassten” oder nicht altersgemäßen Entwicklungsschritten in der Kindheit und Jugend im späteren Lebenslauf gesund umgegangen werden kann.
Ich kann mich Birte nur anschließen. Man darf nicht vergessen, dass die oben beschriebenen Entwicklungsschritte auch nur ein Modell darstellen. Es viele Modelle, die die Entwicklung eines Kindes beschreiben. Trotzdem gibt es kein Modell das perfekt die Entwicklung eines Kindes oder gar einer ganzen Klasse abbilden kann. Ich glaube aber trotzdem, dass diese Modelle helfen können ein Grundverständnis für die Entwicklung aufzubauen. Das kann wiederum helfen jedes Kind besser zu verstehen.
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Zitat: “Es ist streng genommen eine Vermischung von leiblichen Merkmalen, kognitiver Entwicklung und sozialem Verhalten”
“Dies alles kann somit nur ein grober Anhaltspunkt sein? Oder?”
Ja, diesem Argument kann ich nur beipflichten. Ein Lehrplan kann nur eine Richtung sein in die wir als angehende Lehrkräfte gehen können oder sollen. Wenn man zum Beispiel in eine sechste oder siebte Klasse schaut, werden die individuellen Entwicklungsstadien jedes Kindes extrem sichtbar. Nun bildet aber eine Klassengemeinschaft ein “Ganzes”, wo ich jedem Kind gerecht werden muss. Daher liegt es in der Verantwortung den “Mittelweg” zu finden, so dass ich alle Kinder mitnehmen kann.
Idealweise habe oder konnte ich das Gelernte aus der Diagnostik in den vergangenen Jahren umgesetzen und habe entsprechend dem jeweiligen Kind meine Vorgehensweise individuell angepasst.
Hier kommt der Lehrkraft als Führungskraft eine entscheidende Rolle zu. Auch wenn das Wort “Führungskraft” erst mal sehr hart klingen mag, ist der Lehrer genau das.
Den die Kinder wollen und müssen an Ihr Leben „(heran)geführt“ werden. Die Aufgabe als Lehrer*in besteht doch eigentlich darin die Kinder auf ihr Leben vorzubereiten. Der Selbsterziehungsbegriff von Rudolf Steiner greift an diesem Punkt doch sehr gut. Denn gerade durch die Übertragung von Verantwortung, Förderung der Selbständigkeit und dem setzen von Grenzen schafft der Pädagoge ein gesundes Lehrumfeld, dass die Kinder während der Schulzeit und auch im späteren Berufsleben zur Selbstverwirklichung und Freiheit befähigt.
Hier bietet für mich der situative Führungsstil, hier möchte ich eigentlich Lehrstil sagen,den ersten guten Ansatz auf dem Weg zu einer Lehrerpersönlichkeit. Dieser Führungsstiel berücksichtigt die Altersstufe, die kindliche Entwicklungsstufe, den Reifegrad, die individuellen Fähigkeiten und die intrinsische Motivation des Kindes und eröffnet mir als Lehrkraft individuelle Reaktionsmöglichkeiten auf das jeweilige Kind.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass eine Führungskraft oder ein Lehrer klare Strukturen, Vorgehensweisen oder Anweisungen vorgegeben sollte. Dies gibt den SuS Sicherheit und legt somit den ersten Grundstein für Vertrauen und schafft damit eine Basis für erfolgreiches Lernen. Denn die Lehrkraft muss für die SuS in seinem Verhalten oder seiner Arbeitsweise und Konsequenzen berechenbar sein. Ständig wechselnde Gegebenheiten trägt zur Verunsicherung der Kinder bei und beeinflusst das Lernverhalten.
Das Thema Diagnostik ist ein so umfassendes Feld, das es zu Beginn schwierig ist alles Wichtige und Wesentliche zu erfassen. Mit Sicherheit kann ich aber sagen, dass sie den Grundstein für das gesamte gegenwärtige und zukünftige pädagogische Handeln legt. Der “situative Lehrstil” scheint mir hier erst mal die richtige Wahl.
Lieber Herr Jakob, ich gebe Ihnen Recht, es ist ein Thema, an dem wir uns als Lehrkräfte entwickeln müssen und werden. Es geht um Beziehung. Es ist wirklich wunderbar, wie intensiv Sie sich mit der Thematik beschääftigen. Danke
Jedes Modell mit bestimmten Einstufungen verleitet natürlich dazu, daraus abgeleitet schnelle Antworten/Lösungen parat zu haben. Das ist sicher auch bei der Einteilung in Stufen gemäß menschenkundlicher Entwicklungsmerkmale so. Wie einfach wäre das: in der 3. Klasse sind alle im Rubicon, verhalten sich entsprechend und der Lehrer schlägt im Kochbuch der Pädagogik das geeignete Rezept nach. Ich sehe die menschenkundlichen Entwicklungsmerkmale ebenfalls nur als ganz grobe Annäherung. Es fängt damit an, dass die Kinder mit unterschiedlichem Alter eingeschult werden. Jedes Kind entwickelt sich individuell. Wie bei “learning without limits” gesehen, finden bestimmte Entwicklungsschritte zu ganz individuellen Zeitpunkten statt. Da entsteht eine unglaubliche Bandbreite. Da bleibt keine andere Wahl, als jedes Kind aufmerksam zu beobachten, also Diagnose zu betreiben. Die spannende Frage lautet m.E.: wie mache ich das in Klassen mit 35 Kindern? Hier könnte Team-Teaching helfen (einer agiert, der andere beobachtet) oder man verkleinert die Klassen, im Idealfall beides ;o)
So ist es, genau!
Ein guter Lehrer ist wie ein Wegweiser. Er begleitet den Schüler und zeigt ihm den richtigen Weg. Er ist transparent und sein Zusammensein mit Schüler motiviert sie, weiter zu gehen als er gekommen ist. „Wahrlich, es ist nicht das Wissen, sondern das Lernen, es ist nicht das Besitzen, sondern das Erwerben, es ist nicht das Dasein, sondern das Hinkommen, was den großen Genuss gewährt.“
„Das Kind ist der Lehrplan, jedes Kind hat eine individuelle Botschaft.“
>
Jedes Kind trägt leibliche, seelische, kognitive und soziale Qualitäten in sich, es entwickelt sich auf seine Weise, nach seinen persönlichen Maßstäben – so könnte man die Aussage in Kurzform deuten. Es bedarf dafür engagierte, längerfristige Bindekräfte, „Partnerschaften“, die das Lernen gegenseitig als individuelle Entwicklungsprozesse begreifen, begleiten, unterstützen und fördern.
Entgegen dem “eindimensional” ausgelegten UK-Begabungsbegriff umfasst LWL mehr die „ganzheitlichen“ Lernkapazitäten, die sich folglich von den Bildekräften zwischen Lehrkräften und Kindern erlernend wie erweiternd „entwickeln” können.
Dies bedingt und inkludiert – wie aus der Prämisse „Learning without limits“ offenbar wird: „Lernen und Lehren sind voneinander abhängig.“ Wichtige Parameter hierbei sind das individuelle, vertrauensvolle Beziehungsverhältnis (Trustprinzip), wie auch das Co-Agency-Prinzip für alle Beteiligten (Everybody-Prinzip).
Bezugnehmend auf Frau Peter/ Frau Reinhold (Film 2.4) wird aus der Praxis offensichtlich:.
„Entwicklung“ ist vor allem faktisch abhängig von Empathie, Neugierde, Beobachtungsgabe,
dem aktiven/ reaktiven Einlassen auf sein Gegenüber, Geduld und Vertrauen in die Zeit und in den individuellen Menschen. Es sei zudem eine Frage der intrinsischen Motivation, aus der die Erkenntnis erwächst: „Du lernst so oder so.“ – so ihre Erfahrung und Erkenntnis.
Gleichfalls fußt diese auf „individuelle Angebote“ seitens der Lehrkräfte, so wie es auch Frau Strub im Interview (2.3) – und mittels Beispielen (2.2 bzw. 2.5) – praktisch herausstellte.
Hierbei kann man auch argumentativ unterstützend an Remo Largo verweisen: Die Breite und Varianz innerhalb einer Klassenstufe kann derart variabel sein, dass sich „normierte“ Lehrpläne nur bedingt für individualisierte Lernkonzepte eignen. Möchte man jedem Schüler, jeder Schülerin gerecht werden, bietet die „Menschenkunde“ verständige, umfassende Einblicke, sofern man diese als ganzheitliche, prozessuale Diagnostik versteht und einsetzt.
Lehrpläne können „nur“ pädagogischen Rahmen setzen. Dies sollte auch für die Interdependenzen zwischen „Entwicklungsmerkmal“ und „Kompetenzen“ gesehen werden.
In einem ausführlichen Gespräch* – nach einer Haupterkenntnis aus seiner jahrzehntelangen Arbeit gefragt – antwortet Remo Largo: „Es gibt natürlich einige Einsichten, …aber was mich schon sehr nachdenklich, demütig gestimmt hat, ist, dass die Kinder sich selber entwickeln wollen, … wir ständig daran sind, sie daran zu hindern, das ist für mich das größte Problem … Wir machen Planwirtschaft, wir haben eine Vorstellung, wie unser Kind einmal sein soll … und vor allem Schule, Gesellschaft, Wirtschaft normiert auf eine Art und Weise, die dem einzelnen Kind nicht gerecht wird … Es ist ein Wunder, wie sich die entwickeln … immer die Erfahrungen suchen, die sie brauchen … Das Kind braucht die Erfahrungen, die seinem aktuellem Entwicklungsstand entspricht …Wir vertrauen den Kindern nicht … Wir glauben viel zu wenig daran, dass sich die Kinder in all ihren Phasen entwickeln wollen, dass sie lernen wollen …“.
Hier wird ausdrücklich offenbar, dass die kindliche, aber auch pädagogische Entwicklung, eine sehr individueller Prozeß ist, der bestenfalls begleitend geführt werden sollte – als eine Kooperation, Partnerschaft, Beziehung – und wie in jeder guten Beziehung bildet Vertrauen das entwickelnde Fundament für die lernende Selbstentfaltung – so auch wie Mrs Peacock betonte: „Trust is fundamental.“
*„Welches Leben passt zu mir?“ / SRF Kultur; Sternstunde Philosophie, 21.05.2017
https://www.youtube.com/watch?v=lpbrh0RowlM
Im Moment beschäftigt mich sehr die Frage, wie man das alles als Leher*in schaffen kann: fachlich guten Unterricht zu geben und diesen auf die möglicherweise (sogar sehr wahrscheinlich) sehr unterschiedlichen, individuellen Lern- und Förderbedürfnisse der Schüler*innen abzustimmen. Das Bedürfnis, allen gerecht werden zu wollen, birgt in der Praxis doch auch die Gefahr, letztlich vielleicht Keinem so wirklich gerecht zu werden – auch nicht mir selbst.
Ich möchte jetzt keinesfalls falsch verstanden werden: tatsächlich erachte ich die Förderung der Individualität und der eigenen Entwicklungswege der Heranwachsenden als essentiellen Erziehungsauftrag. Es ist auch mein Ziel, die Kinder später einmal so begleiten zu können, dass sie ihre eigenen Lebenswege finden und vertrauensvoll gehen können. Was ich aber sagen möchte ist, dass ich (gerade jetzt von zu Hause aus und mit erst wenig Unterrichtserfahrung) darüber grübele, wie das denn konkret im Schulalltag aussieht.
Oft ist es ja so, dass es in der Praxis erst anschaulich wird und solche Fragen ihre verkopfte Komplexität verlieren. Aber genau diese Anschaulichkeit fehlt mir noch, um die Inhalte, die wir uns hier gerade in der Theorie durch viele Texte erarbeiten auch wirklich begreifen zu können.
Nachdem ich mich mit den Texten und Videos beschäftigt habe, habe ich mir wie – Andreas Dupont auch – die Frage gestellt, wie es gelingen kann, dass “das Kind stets der Lehrplan ist”. Vor allem wenn ich eine sehr große und sehr heterogene Klassengemeinschaft mit unterrichten muss. Interessant habe ich dabei das Konzept der “Extrastunde” gefunden. Aber natürlich auch das Team-Teaching, was Andreas auch meinte. Was zurzeit zu wenig erfahrbar wird ist, dass man in diesen Situationen ja nicht alleine ist – das hoffe ich zumindest. Kollegen, Eltern und externe Fachleute sollten gerade bei den diagnostischen Verfahren mit einbezogen werden.
Bei der Zweitklass-Untersuchung fand ich sehr interessant zu erfahren, dass sie ja spezifisch für die Waldorfpädagogik ist. Wird so etwas an Regelschulen gar nicht durchgeführt? Für mich klingt es sehr einleuchtend, die Entwicklung der Kinder während der ersten Schulzeit noch einmal genauer zu betrachten, um bereits frühzeitig erkennen zu können, welche Förderbedarfe vorhanden sind und daran seinen Unterricht zu orientieren. Schwierig stelle ich es mir aber wie gesagt vor allem dann vor, wenn die Schüler*innen extrem unterschiedliche Lernbedingungen benötigen. Vielleicht können Sie da noch ein bisschen aus der Ihrer Unterrichtserfahrung berichten? Ich wäre über einen weiteren Austausch in einem Zoom-Meeting sehr dankbar.
Erstmal Danke an Philip für das YouTube Video, sehr interessant!
Mich treiben die gleichen Fragen um wie Verena und Andreas: Wie kann ich einer solchen heterogenen Gruppe gerecht werden?
Ich denke aber es existiert kein Patentrezept für uns Alle, da wir ja alle Individuen sind, die in einer gleichen Situation vermutlich unterschiedlich handeln würden. Ich denke wir können letztendlich nur versuchen aufmerksam zu sein, Empathie zeigen und versuchen jedem Kind gerecht zu werden. Ich denke es bedarf grundsätzlich neuer Unterrichtskonzepte, so wie Team-Teaching oder Lerngemeinschaften, um möglichst vielen Mitgliedern einer größeren heterogenen Lerngruppe die Entfaltung ihres Potenzials zu ermöglichen. Auch Learning without Limits stellt für mich ein gutes Instrument dar, um möglichst vielen Kindern und ihrem Potenzial gerecht zu werden.
Für mich sind die menschenkundlichen Entwicklungsmerkmale, wie für Andreas, auch eher grobe Orientierungspunkte. Sie können eine Orientierung bieten, aber wenn ein Kind nicht ins Schema passt, heißt dass noch lange nicht, dass mit ihm oder ihr etwas nicht stimmt und das Kind nicht normal ist.
Leider habe ich in meinem Praktikum erleben müssen, wie die Klassenlehrerin und auch einige andere Lehrer diese Merkmale eher als starres Konzept begriffen haben und das an einer Schule mit inklusivem Schwerpunkt. Die Klassengröße betrug nur 9 Schüler*innen (plus Klassenhelferin und Schulbegleiterin für eines der drei Kinder). Allerdings betrachtete sie gerade die drei Schüler*innen, mit den schwerwiegendsten, geistigen Entwicklungsstörungen als größten Störfaktor. Am liebsten wäre es ihr gewesen diese Kinder würden in den heilpädagogischen Zweig des Schulzentrums wechseln (das ließ sie in Gesprächen mit mir durchsickern)
Diese Tatsache finde ich jetzt noch erschreckender, seit ich mich durch diesen Online-Kurs näher mit Inklusion und Förderung beschäftig habe. Aber für sie ist bzw. war das Konzept der Inklusion nicht im (Schul)Alltag durchsetzbar und purer Idealismus (ihr Wortlaut).
Ich denke da anders, Inklusion ist vielleicht manchmal schwierig in der Praxis umzusetzen, aber am Ende doch ein lohnenswerter Schritt.
Oh Gott, wie schade! Und wie sehr kann ich bestätigen, dass es ein anstrengender Weg ist. Und dennoch, “Jede Reise beginnt mit einem Schritt”. Und in dem wir uns zusammentun, können wir uns auch gegenseitig beraten. Wenn Sie mir versprechen, den Versuch zu starten, dann verspreche ich Ihnen, immer ansprechbar zu sein! UB
In Betracht der Longitudinalstudie, sind die Anhaltspunkte der Waldorferziehung für die Entwicklung der Schüler*innen geeignet.
Dabei kann man durchaus mit neuen pädagogischen Formen “back to the roots” gehen. Die Kunst und Herausforderung hierbei, ist jedem Kind gerecht zu werden.
Erziehung wird in der anthroposophischen Pädagogik als „Lernen und Reifen“ verstanden. Daher ist Erziehung immer auf einen Prozess der Wandlung der Vergangenheit in die Zukunft ausgerichtet. Im Vordergrund steht der Mensch in seiner Individualität. Der Unterricht hat die Aufgabe dies zu unterstützen. „Das Ziel anthroposophischer Erziehung ist es, Harmonie zwischen dem Intellekt des Menschen und seinem Gefühl zu schaffen.“ (Angress, 1994) Rudolf Steiner plädierte immer wieder für Echtheit im Unterricht. Unterricht ist ein sozialer Vorgang. Er enthält allgemein Gültiges für alle. Die Kulturtechniken sollen neben anderem vermittelt werden. (Lindenberg, Christoph,1993) Sie sind Teil auf dem Weg zur Welterfahrung.
Die Welt selbst erfahren lassen, ist einer der Hauptgedanken in der Waldorfschule. Unterrichtsgegenstände sind für Steiner Mittel um „die Seelen-und Körperkräfte des Menschen in der rechten Weise zur Entwickelung zu bringen“. Es geht ihm nicht um die Überlieferung des Wissensstoffes an sich, sondern um die Handhabung des Wissensstoffes zur Entwicklung menschlicher Fähigkeiten.“
Andress, 1994, Einblick in die Waldorfschule, Stuttgart, Freies Geistesleben
Lindenberg, 1993, Individuelles Lernen, S. Leber. Hrsg. Waldorfschule Heute, Einführung in die Lebensformen einer Pädagogik, Stuttgart, Freies Geistesleben
Die Menschenkunde oder wie oben genannt Entwicklungsmerkmale sind keine physikalischen Gesetze. Wie ein gut bestückter Baukasten ist es hiflreich viele Modelle zu kennen. Zur Orientierung wie auch zur Methodenauswahl. Die Kunst ist es nicht starr daran zu kleben, sondern sich reichlich aus dem Baukasten zu bedienen. Zu glauben nur, weil ein neues Schuljahr beginnt alle Kinder sich dementsprechend Verhalten wird der unterschiedlichen Entwicklung der Kinder nicht gerecht.
Florian Antoni & Asena Gül
Zu den wichtigsten Aufgaben der Waldorfpädagogik zählt in unseren Augen die freie Identitätsfindung und die Hilfe dabei. Auch die Ermutigung zur Selbstbildung erachten wir als äußerst wichtig. Man sollte nicht bei den Schwächen von Kindern ansetzen, sondern bei ihren Stärken.
Jedoch sehen wir, genauso wie die meisten anderen hier, es als große Herausforderung an bei einer Klassengröße von circa. 25-40 Kindern jedem einzelnen gerecht zu werden und dabei den Unterricht passend vorzubereiten. Uns beiden ist im gemeinsamen Gespräch aufgefallen, dass wir dazu neigen sehr selbstkritisch zu sein. Dies ist auch für uns ein Entwicklungsschritt den wir noch vor uns haben. So wie wir in Zukunft auch an die Kinder glauben und sie auf ihrem Weg unterstützen werden, müssen wir auch an uns selbst glauben.
Wie hier auch schon oft geschrieben wurde, gibt es nicht das wahre und einzige Patentrezept. Es ist ein stetiger Lernprozess. . Das weit verbreitete Vorurteil: „Lehrer haben vormittags Recht und nachmittags frei“, ist daher eine reine Illusion. Natürlich hat die Waldorfpädaogigk viele Ansätze die hilfreich sind, jedoch muss jeder für sich selbst und für seine zukünftigen Schüler seinen eigenen richtigen Weg finden.
Den Punkt “Team-Teaching” den Herr Dupont angesprochen hat, erachten wir als gute Idee. Dadurch kann erreicht werden, dass man selbst aus seiner eigenen Komfortzone heraus kommt und seinen Blick durch andere Meinungen und Methoden erweitert. Damit meinen wir nicht, dass es ratsam wäre, jede Woche einen anderen Kollegen oder Kollegin mit im Klassenzimmer dabei zu haben, da dies für die Kinder zu Verwirrungen führen könnte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, wir hören nie auf zu lernen und uns zu entwickeln.
Auch ich sehe es als unglaublich große Herausforderung an, dieser Aufgabe gerecht zu werden auch wenn es für mich natürlich erstrebenswert und das Ziel ist bzw das was ich gerne schaffen will.
Ich denke es ist wie mit allem. Ein Lern und Entwicklungsprozess für uns als Lehrer*innen. Wir werden es mit der Zeit immer mehr schaffen unseren Unterricht so zu gestalten, dass er sich wirklich an den Schülern und Schülerinnen orientiert und jede einzelne bzw jeden einzelnen da einsammelt und mit nimmt wo er oder sie steht.
Natürlich kann ein Lehrplan nur eine ganz grobe Richtung und ein Anhaltspunkt sein.
Ich teile die gleiche Meinung mit der Pia. Sie hat mir wirklich aus der Seele gesprochen. Unser Unterricht soll sich an die Kinder und auch an die kindliche Entwicklung richten. Wenn dies nicht der Fall ist, dann entspricht unser Unterricht bzw. unsere Unterrichtsmethode der Waldorfpädagogik nicht.
Eine sehr gute Übersicht, die bei mir, verglichen mit praktischen Erfahrungen im pädagogischen Bereich immer wieder die Frage auslöst, ob diese Entwicklungsschritte heutzutage wirklich noch auf diese Klassenstufen bzw. Altersgruppen angewandt werden können. Immer wieder habe ich den Eindruck, dass es vielleicht an der Zeit wäre teils neue Begriffe zu finden oder die Inhalte der jeweiligen Entwicklungsschritte neu zu umschreiben, da die Kinder ja mittlerweile oft ganz anders aufwachsen und dementsprechend Schritte wie z.B. die Vorpubertät/ 2. Rubikon sich nach vorne verlagern, wohingegen bei derSinnesentwicklung oft ein großer Bedarf des Nachreifens besteht (hier bereits in Klasse 1-3 erläutert).
Steiners Forderung die Aufgaben unserer Zeit stets neu zu denken, wird an manchen Schulen vernachlässigt oder scheint in Vergessenheit geraten zu sein. Ferner müsste sich meinem Empfinden nach diesen Themen in der Erwachsenenbildung angenommen und betrachtet werden, wie mit “verpassten” oder nicht altersgemäßen Entwicklungsschritten in der Kindheit und Jugend im späteren Lebenslauf gesund umgegangen werden kann.
Ich kann mich Birte nur anschließen. Man darf nicht vergessen, dass die oben beschriebenen Entwicklungsschritte auch nur ein Modell darstellen. Es viele Modelle, die die Entwicklung eines Kindes beschreiben. Trotzdem gibt es kein Modell das perfekt die Entwicklung eines Kindes oder gar einer ganzen Klasse abbilden kann. Ich glaube aber trotzdem, dass diese Modelle helfen können ein Grundverständnis für die Entwicklung aufzubauen. Das kann wiederum helfen jedes Kind besser zu verstehen.